, Jon Cavegn

JFP Abschlussevent Eisfischen; Oeschinensee

Normalerweise friert man sich im Januar auf dem Oeschinensee gut einen ab, nicht so dieses Jahr: das erstmalig geplante Jungfischerprogramm "Ice Fishing" musste aufgrund der nicht vorhandenen resp. nur hauchdünnen Eisschicht verschoben werden.

Wie ich dann im Februar einmal sehr faul mit Sohnemann auf dem Sofa lag, zappten wir uns mehr oder weniger aufgeregt durch eine interaktive Abenteuerserie auf Netflix, Bear Grylls, "Du gegen die Wildnis!". Ein Engländer, ex Elite Soldat, ex Pfadi, bestimmt schon als Kind in Kandersteg gewesen, Survival Sir und Moderator kämpft sich da durch unwirtliche Gegenden in Schottland, Namibia oder an einen Bergsee mit...Moment: der Fründschnuer im Hintergrund! Das ist doch die Felswand am Oeschinensee dachte ich mir, wo man (Sommer wie Winter) besser nicht fischt. Tatsächlich, er hackt mit dem Dolch (!) ein Loch ins Eis und holt sich wie aus dem US Army Survival Handbook eine tote Blauseezuchtforelle, auf die er unmittelbar nach der Landung draufhechtet und sie absticht, um sie dann ohne zu zögern roh zu verzehren. Als Köder halten Maden hin, die er aus dem Bauch einer toten Gams herausfummelt. Die Gams selber verschlingt er - richtig entschieden! - nicht, das Fleisch könnte ja verdorben sein. Logisch.

Bear Grylls, ein Name wie eine Naturgewalt, er begleitete uns im Geiste kurz nach der Forelleneröffnung an den Berner Fliessgewässern zurück in den Winter. Fünf Jungfischer des SSFV, Brandi, Mr. President Mischu, Tina, ich und Flöru mit seinen vier Kindern als Gastfischer fuhren kurz vor Saisonende doch noch an den Oeschi.

Wir fanden wunderbare Bedingungen vor, kein Matsch auf der Eisfläche, Eisdicke rund 30 cm, nur eine Handvoll Nebenbuhler und schönes Wetter. Das Buschtelefon so: also zwei Tage vorher links in der Bucht auf 6 - 7 m Tiefe, kann nicht schief gehen, da wird's mit Köderfisch am Tirolersystem die Vollpackung am Mittag. Alles klar!

Entsprechend motiviert senkten wir unsere fancy Gummiköder, Pilker, Pouletfleisch, vergessene Eglifilets Jg. 2019 aus dem Gefrierfach hinten links, Köderfische Jg. 2000etwasundmöglicherweisesoaltdassBearGryllsienichtgegessenhätte aus dem Gefrierfach ganz hinten rechts, Bienenmaden, zarten Schlund... doch es passierte: n i c h t s. Wir bohrten und bohrten, senkten und hoben unsere Haken, spähten in die Tiefe, aber nicht ein einziges Mal konnten wir ein Lebenszeichen empfangen. Bisschen enttäuschend, aber zum Glück gab es noch andere Erlebnisse und Entdeckungen als die Fänge von Namaykush und Saibel: die Herde Steinböcke, die plötzlich aufmarschierte, die feinen Älplermakronen vom Feuer, locker Sprüche, Fachsimpelei, Bear Grylls, ein Eistaucherloch und nach dem Aufstieg etwas trinken gehen bei der Bergstation verwandelten einen Schneider-Tag in einen trotzdem gelungenen Ausflug. 

Rückblickend würde ich sagen, nichts-fangen war selten so entspannt wie an diesem Sonntag Ende März 2023. Das lässt sich verkraften und ich nehme doch schwer an, die Einträge ins Kollektivpatent oder die persönlichen Fangstatistiken werden noch zahlreich.

In diesem Sinne, bis wieder am Wasser, Petri - Jon